Gendern? Ja, bitte!

Stellungnahme der Landeskonferenz der Gleichstellungsbeauftragten an Thüringer Hochschulen und des Netzwerks Diversität an Thüringer Hochschulen zum Beschluss des Thüringer Landtags gegen gendersensible Sprache:

Als staatliche Institutionen, öffentliche Bildungseinrichtungen und Arbeitgeberinnen haben Hochschulen eine besondere Verpflichtung, sich gegen Ausgrenzung und Diskriminierung jeder Art zu stellen. Die Landeskonferenz der Gleichstellungsbeauftragten an Thüringer Hochschulen (LaKoG Thüringen) und das Netzwerk Diversität an Thüringer Hochschulen unterstützen die Hochschulen in ihrem staatlichen Auftrag, Diskriminierung u.a. aufgrund des Geschlechts abzubauen und auf die tatsächliche Gleichstellung der Geschlechter hinzuwirken.

Die Verwendung einer geschlechtersensiblen Sprache, die Menschen aller Geschlechter selbstverständlich mit einschließt, sie respektvoll adressiert und insbesondere die Leistungen von Frauen und nichtbinären Personen sichtbar macht, betrachten wir als einen wichtigen Baustein im Bestreben, die Gleichbehandlung der Geschlechter zu fördern und Angehörige der Hochschule für die spezifischen Belange von Frauen und trans*/inter*/nicht-binären (TIN*) Personen zu sensibilisieren. Viele Thüringer Hochschulen haben aus diesen Gründen bereits Empfehlungen oder Richtlinien für den geschlechtersensiblen Sprachgebrauch entwickelt (Beispiel: "Sag´s doch GLEICH!").

Mit großer Sorge betrachten die LaKoG Thüringen und das Netzwerk Diversität an Thüringer Hochschulen daher den Beschluss des Thüringer Landtags vom 10. November 2022, demzufolge Landesbehörden und öffentliche Institutionen — etwa Gerichte, Schulen und Hochschulen — künftig auf geschlechtersensible Sprache verzichten sollen. Der Beschluss »Gendern? Nein Danke! Regeln der deutschen Sprache einhalten – keine politisch motivierte Verfremdung der Sprache!« [siehe Antrag CDU Drucksache 7/6571 02.11.2022] hat zwar nur appellativen Charakter; dennoch stellt er – wenn auch nur symbolisch — einen fragwürdigen Versuch der Politik dar, in die Freiheit von Lehre und Forschung an den Hochschulen einzugreifen. Diesen Vorstoß weisen wir entschieden zurück.

Sprache ist einem stetigen Wandel unterworfen und reagiert auf gesellschaftliche Veränderungen und Lernprozesse. Mit geschlechtersensibler Sprache entwickelt sich seit einigen Jahrzehnten ein Werkzeug, um Menschen entsprechend ihrer geschlechtlichen Identität adressieren zu können. Dabei werden mit Frauen und nichtbinären Personen soziale Gruppen sprachlich miteinbezogen und sichtbar gemacht, die sozial diskriminiert und oft unsichtbar gemacht werden. Wir alle sind dazu aufgefordert, eine Gesellschaft und eine Sprache zu formen, die alle Menschen gleichermaßen respektiert. Die LaKoG Thüringen und das Netzwerk Diversität an Thüringer Hochschulen appellieren daher an alle Beteiligten, die Debatte um einen gendersensiblen Sprachgebrauch sachlich und respektvoll zu führen, ohne dabei marginalisierte oder vulnerable Gruppen zu diffamieren oder zu stigmatisieren.

Gezeichnet:
Netzwerk Diversität an Thüringer Hochschulen
Landeskonferenz der Gleichstellungsbeauftragten an Thüringer Hochschulen


Netzwerk Diversität an Thüringer Hochschulen

Das Netzwerk für Diversität an Thüringer Hochschulen ist eine gemeinsame Einrichtung der zehn Thüringer Hochschulen, die 2019 gegründet wurde. Die gesetzliche Grundlage bildet § 7 Abs. 5 des Thüringer Hochschulgesetzes: „Die Hochschulen arbeiten im Bereich Diversität standortübergreifend in einer gemeinsamen Einrichtung zusammen, die sie angemessen ausstatten.“

Mitglieder im Netzwerk sind die Diversitätsbeauftragten, Referent*innen für Diversität sowie weitere Diversitätsakteur*innen an Thüringer Hochschulen. Das Netzwerk wird seit Februar 2021 durch die Geschäftsstelle koordiniert und beraten.


Die Tätigkeiten und Ziele des Netzwerks umfassen:

Das Bild zeit ein silbernes Mikrofon, wie es etwa für Radio- oder Podcastaufzeichnungen benutzt wird. Im Hintergrund ist verschwommen ein abstraktes Bild mit kräftigen Gelb- und Rottönen.
Photo "Gray microphone in Room" by Michal Czyz on Unsplash

Austausch & Koordination | Der regelmäßige, hochschulübergreifende Austausch der Diversitätsakteur*innen trägt zu einer zielgerichteten und bedarfsorientierten Gestaltung von Diversitätspolitiken an den einzelnen Standorten bei und ermöglicht Synergien zwischen den Hochschulen; zugleich dient der kollegiale Austausch der gegenseitigen Unterstützung und Stärkung.

Diversitätswissen | Das Netzwerk eröffnet zugleich einen Raum für die fachliche Fortbildung und Professionalisierung der Diversitätsarbeit. Ebenso werden hochschulübergreifende Projekte von und Weiterbildungsangebote für Angehörige der Thüringer Hochschulen unterstützt und begleitet, die zur Sensibilisierung für Diversität und Antidiskriminierung an Hochschulen beitragen.

Foto mit vielen älteren Büchern, die teils vergilbte Seiten haben und aufgeklappt nebeneinander und aufeinander liegen
Photo "Open book lot" by Patrick Tomasso on Unsplash
Das Bild zeigt ineinander verknotete Fischernetze in den Farben orange, weiß und grün.
Photo "Fischernetze" by Vincent Wachowiak on Unsplash

Kommunikation & Vernetzung | Über die Geschäftsstelle werden gemeinsame öffentlichkeitswirksame Aktionen und Kampagnen an den Hochschulen zu diversitätsrelevanten Themen koordiniert. Des Weiteren findet eine Vernetzung mit diversitätsbezogenen hochschulischen und außerhochschulischen Einrichtungen in Thüringen sowie im bundesweiten Kontext statt.  


Geschäftsstelle des Netzwerks Diversität an Thüringer Hochschulen

Kontakt:

Daniela Eller | Leiter*in der Geschäftsstelle
Tel.: 03677 69-1985
Email: daniela.eller@tu-ilmenau.de

Andrea Krieg | Projektleitung an der TU Ilmenau
Tel.: 03677 69-1710
Email: andrea.krieg@tu-ilmenau.de

Besuchsadresse:

TU Ilmenau
Haus M, Raum 503a
Am Helmholtzring 1
98693 Ilmenau

Postadresse:

TU Ilmenau
Referat Gleichstellung, Diversität und Gesundheit
Netzwerk Diversität an Thüringer Hochschulen
Postfach 10 05 65
98684 Ilmenau