Vorträge | Psychische Beeinträchtigungen im Studium & Psychische Belastungen durch Corona
Vortrag | Studium und psychische Beeinträchtigung
Zahlreiche Untersuchungsergebnisse, Zahlen, Daten und Fakten belegen, dass psychische Erkrankungen in den letzten 25 Jahren stark zugenommen haben. Zwar ist aus epidemiologischer Sicht bisher nicht hinreichend bewiesen, dass es sich um eine tatsächliche Prävalenzsteigerung handelt, unbestritten sind jedoch die mittlerweile weite Verbreitung und Bedeutungszunahme in der Bevölkerung, das damit verbundene individuelle Leiden der Betroffenen und die Herausforderungen an das Versorgungssystem.
An den fast 400 Hochschulen in Deutschland studieren knapp 3 Millionen Studentinnen und Studenten. Sie sind in ähnlicher Weise wie die Gesamtbevölkerung von der großen Zunahme psychischen Erkrankungen betroffen. Hinsichtlich ihrer Hilfe- und Therapiemöglichkeiten ergeben sich jedoch einige Besonderheiten:
- Studierende können die für die Beschäftigten geltenden Arbeitnehmerschutzrechte nach den Personalvertretungsgesetzen, dem Arbeitssicherheitsgesetz oder die Hilfen für schwerbehinderte Menschen im Berufsleben nach dem SGB IX nicht in Anspruch nehmen.
- Sozialversicherungsrechtlich ergeben sich ebenfalls einige Besonderheiten: Beispielsweise können Studierende Ansprüche auf stationäre medizinische Rehabilitationsmaßnahmen der Gesetzlichen Rentenversicherungsträger aufgrund ihres Status nicht nachweisen und sie haben keinen Krankengeldanspruch gegenüber der Gesetzlichen Krankenversicherung. Hieraus resultieren u. a. veränderte Zuständigkeiten innerhalb des Sozialversicherungssystems.
- Nach Ratifizierung der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen (UN-BRK) ist der Aufbau und die Unterhaltung eines inklusiven Bildungssystems Pflicht für Deutschland. Da dies für jede Form einer studienerschwerenden gesundheitlichen Beeinträchtigung oder Behinderung gilt, fordern besonders die starke Zunahme psychischer Erkrankungen die Hochschulen und die zuständigen politischen Akteure heraus.
- Besonders an kleineren Hochschulen fehlen hinreichende Beratungs- und Therapiemöglichkeiten. Beim Verweis auf niedergelassene regionale TherapeutInnen werden die Studierenden genauso wie andere Ratsuchende mit Kapazitätsproblemen bzw. oft langen Wartezeiten konfrontiert.
Im Vortrag wird auf die diesbezüglichen Problemebenen und -ursachen eingegangen und es werden Anregungen zur Abmilderung der oft schwierigen Lebens- und Studiensituation der Betroffenen zur Diskussion gestellt.
Referent: Prof. Dr. Karl-Heinz Stange | Fachhochschule Erfurt
****************
Vortrag | Psychische Belastungen durch Corona – Ergebnisse aus der Studi.Co-Befragung
Die COVID-19-Pandemie hat sich massiv auf das Belastungserleben und die psychische Situation von Studierenden ausgewirkt. Dabei sind es sowohl die Pandemie selbst, als auch mit ihr einhergehende Begleiterscheinungen, wie etwa Veränderungen in Lehr-, Wohn- und Arbeitssituation, die Studierende vor besondere Herausforderungen stellen. Der Vortrag zeigt auf Basis zweier großangelegter Fragebogenerhebungen mit jeweils 2.500 Proband*innen, wie sich Belastung und psychische Gesundheit während der Pandemie verändert haben und welche gruppenbezogenen Unterschiede sich dabei ausmachen lassen. Die Ergebnisse zeigen, dass insbesondere bereits zuvor als vulnerabel gekennzeichnete Personen mit den Auswirkungen der Pandemie zu kämpfen haben und entsprechend erhöhter Unterstützungsbedarf bei diesen vorliegen.
Referent: Dr. Kris-Stephen Besa ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Allgemeine Didaktik und Unterrichtsforschung an der Westfälische Wilhelms-Universität Münster.
Weitere Informationen: www.uni-jena.de/tagedervielfalt2022
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Kontakt